Fragen der Kinder vor der Einführung von Peace-Force®
Einige Schulen haben zur Sensibilisierung und Interessensweckung die Kinder und Jugendlichen vor der Projektdurchführung informiert. Sie haben ihnen das Videoband/ die DVD gezeigt und über die bevorstehende Projekteinführung diskutiert.
Die Kinder und Jugendlichen haben mir vor der Einführung zu Peace-Force®
folgende Fragen gestellt und ich habe Antworten gegeben:
Der elektronische Briefwechsel fand mehr heitlich zwischen der Primarschule in Bridel, Luxemburg, und mir statt im Zeitraum Ende 2003 / Anfang 2004: Meine Antworten sind jeweils fett gedruckt!
Warum muss man allein in einem Raum mit den Streitenden sein?
Weil es wichtig ist, dass sich die Streitenden und die Streitschlichterinnen
und Streitschlichter auf die Lösung konzentrieren können. Und da braucht es
Ruhe dazu.
Jede Ablenkung würde stören. UND: der Streit UND die Lösung sind privat und
gehen nur die Streitenden etwas an.
Müssen die Eltern oder die Lehrer das Protokoll unterschreiben?
Nur die Streitenden und die Schlichterinnen und Schlichter müssen
unterschreiben. Der Streit und die Lösung sind Sache der Kinder, die am
Streit beteiligt sind. Die Erwachsenen haben dazu keinen Einfluss.
Wozu dienen die Kärtchen?
Sie sichern den Ablauf. Sie geben Sicherheit, wann was gefragt werden muss.
Und, wenn eine Streitpartei etwas nicht verstanden hat, dann kann sie es
auch noch lesen. Die Karten steuern also den gesamten Schlichtungsablauf.
Was macht man mit dem Protokoll und wofür ist es gut?
Das Protokoll ist wie ein Vertrag. Dort steht, was die Streitenden als Lösung abgemacht haben.
Was passiert wenn keiner eine Lösung hat?
Zuerst können die Schlichterinnen und Schlichter noch einmal fragen, ob es
nicht doch noch Lösungen gibt....
Dann können die Schlichter, Schlichterinnen die Schlichtung abbrechen und
fragen, ob zu einem späteren Zeitpunkt die Streitenden nochmals versuchen
wollen, den Streit zu lösen. Sie können auch fragen, ob die Streitenden mit Unterstützung von anderen Schlichterinnen und Schlichter eine Lösung finden wollen.
Wie sind sie auf die Idee gekommen Kinder auszubilden?
Die Idee entstand im 2001. Ich moderierte die erste Sitzung des Elternrates an einer Schule. Dabei kam der Wunsch der Eltern auf zu wissen, wie die Lehrpersonen mit Konflikten umgehen. Zur gleichen Zeit rezensierte ich eine Buch über ein Streitschlichteverfahren. (Buch: Naomi Drew, siehe meine home-page). Ich habe die Idee spontan vorgeschlagen, ein Streitschlichteprogramm einzuführen und Lehrer und Eltern zu informieren, UND Kinder auszubilden. Dann habe ich alle Behörden einbezogen und Geld gesucht.
Und kurz vor den Sommerferien wurde meine Idee durch eine Stiftung prämiert.
Ich ging in die Ferien mit viel Arbeit, toller Arbeit!
Was tut man wenn den Streithähnen die Aktion egal ist?
Dann können die Streitschlichterinnen und Schlichter das Verfahren abbrechen
und fragen, ob die Streithähne einen neuen Termin wollen.
Was geschieht wenn man keine gute Lösung findet um einen Streit zu schlichten ?
Dann könnte ja vielleicht auch die schlechte Lösung eine gute Lösung
sein............... Es geht darum, dass die Streitenden die Möglichkeit
haben, eine Lösung zu finden. Falls sie dies nicht schaffen, können sie das
Verfahren auch ohne Lösung verlassen und vielleicht in einem zweiten Anlauf
eine Lösung finden, die beiden passt.
Was, wenn Kinder Streit haben, aber sie wollen nicht zu den Vertrauensschüler?
Vertrauensschüler = Streitschlichter? Ja, wenn sie den Streit nicht mit
Hilfe der ausgebildeten Streitschlichterinnen und Streitschlichter lösen
wollen, dann können sie den Streit nicht mit diesen lösen. Dann können sie
weiter streiten, oder ....................
Sind viele Kinder interessiert, sich als Streitschlichter ausbilden zu lassen?
Es sind immer mehr Kinder interessiert, als ich in die Ausbildung aufnehmen
kann. Wenn ich Peace-Force® in den Klassen vorstelle, dann sind es
normalerweise die Hälfte der Kinder, die sich gerne ausbilden lassen wollen.
Macht den Streitschlichtern ihre Aufgabe Spaß?
Ich habe immer wieder gehört, dass diese Aufgabe den Kindern viel Freude
bereitet und dass sie diese Aufgabe sehr gerne machen.
Können die Streitschlichter überhaupt fair und neutral handeln, wenn
einer ihrer Freunde in einen Streit verwickelt ist?
Die Streitschlichterinnen und Streitschlichter lernen in der Ausbildung,
dass sie Schlichtungen ablehnen müssen, wenn sie merken, dass sie zu
einem Kollegen, einer Kollegin einen zu nahmen Kontakt haben. Sie müssen
für sich beurteilen können, ob sie noch fair sein können - die Kinder können dies!
Hat sich die Atmosphäre an den Schulen, wo es Peace-Force® gibt, verbessert?
Das ist schwierig zu beantworten. Aus den Fachbüchern geht hervor,
dass sich über längere Zeit die Konfliktlösekultur, das Konfliktlöseverhalten
ändern kann. Ich bin der Meinung, dass sich durch die Einführung des
Streitschlichteverfahrens Vieles ändern kann.
Ein Beispiel: Ich bildete an einem Nachmittag Kinder aus. Dann war
Pause. Die Kinder gingen in den Pausenhof und sahen eine Schlägerei.
Zwei Peace-Force Kinder sagten: Hört auf - wir sind bei Peace-Force....
Dies ist eigentlich nicht ihre Aufgabe UND die Kinder hörten auf zu
streiten...........
Sind die Kinder den Streitschlichtern gegenüber immer ehrlich?
Sie sind nicht immer ehrlich. Und darum sind auch die Beratungsstunden der
Streitschlichterinnen und Streitschlichter wichtig. Dort kann Missbrauch
aufgedeckt werden.
Was, wenn nicht?
Dann werden die Kinder, die Missbrauch betrieben haben ausgeschlossen von
der Nutzung des Angebotes. Sie können dann zum Beispiel ein halbes Jahr das
Angebot der Streitschlichter und Streitschlichterinnen nicht mehr in
Anspruch nehmen.
Was tun die Schlichterinnen und Schlichter, wenn die Beteiligten keine für alle gute Lösung finden?
Dann fragen die Schlichter, ob die Streiter einen neuen Termin wollen. ODER:
es gibt auch Konflikte, wo es keine Lösung mit den Streitschlichtern gibt!
Bleiben die Streitigkeiten geheim, oder werden sie den Eltern und Lehrern mitgeteilt?
Das wird bei der Einführung des Verfahrens mit den Lehrpersonen und
Schulleitungen besprochen, welche Konfliktfälle weitergeleitet werden
müssen. (z.B. Mobbing, Erpressung usf.) und das lernen dann die Schlichter und auch alle anderen Kinder wissen dies!
Grundsätzlich sind die Konflikte und deren Lösungen vertraulich. Nichts wird
ausgeplaudert!!!
Wie kann man den Kindern die Gewissheit geben, dass die Schlichter das Vorgefallene für
sich behalten und nicht bei Freunden oder in der Klasse damit angeben, oder sich darüber lustig machen?
Die Schlichterinnen und Schlichter unterschreiben einen Vertrag, dass sie
alles vertraulich behandeln. Wer den Vertrag bricht, wird von Peace-Force
ausgeschlossen.
Bis jetzt ist dies noch nie vorgekommen!
Was macht man, wenn der Streitschlichter nicht da ist?
Einen anderen suchen. Warten. Selbst versuchen zu sprechen.
Was macht man, wenn keiner zum Streitschlichter kommt?
Was macht die Feuerwehr, wenn es nicht brennt?
Was macht man, wenn die Kinder nach der Schlichterei noch streiten?
Einen neuen Termin, falls die Streitenden dies wünschen.
Was ist wenn der Streitschlichter nicht da ist und die beiden Kinder streiten noch Mal?
(ja, so ist das Leben ...... ) Die Streitenden können warten, es selbst versuchen, oder andere Schlichter suchen....
Wie werden die Streitschlichter ausgewählt?
In einem demokratischen Wahlverfahren. Zuerst wird mit den Kindern nach
Eigenschaften gesucht, die ein Streitschlichter haben muss. Dann gibt
es sicher noch Bedingungen von der Schule. Dann gibt es Bedingungen von mir: ehrlich sein, keine Schlägereien haben, das Verfahren lernen wollen ...
Dann kann sich jede und jeder zur Wahl aufstellen indem er sagt, warum er
dies lernen will. Dann wählt die Klasse!
Wie viele Streitschlichter soll es geben?
Normalerweise vier pro Klasse. Kommt auf die Projektgrösse an, wieviel Zeit und Geld vor Handen ist.
Was wird gemacht, wenn viele Kinder miteinander kommen, die Streit haben?
Warten, andere Schlichter suchen, warten, es selbst versuchen....
Was ist, wenn der eine Streitschlichter auf einer Seite steht und der andere Streitschlichter für den anderen Streiter ist?
Das dürfen sie nicht. Das lernen sie!!! Sie müssen unparteiisch sein, oder
sonst die Schlichtung ablehnen!!!
Wie kommt man überhaupt dazu Streitschlichter zu werden?
Wenn man Lust dazu hat, wenn Friede wichtig ist, wenn man Streit Schlichten lernen will.
Wo und wann schlichtet man den Streit?
Wird mit der Schule abgesprochen. Meist während der Schulzeit und in einem
Raum, der dafür eingerichtet ist.
Was ist, wenn die Kinder, die streiten, glauben, sie kommen auch ohne die Streitschlichter klar?
Dann sagen sie dies den Streitschlichtern und gehen wieder weg.
Was passiert, wenn der Streitschlichter schon ein Problem löst und andere noch zu ihm wollen?
Die Schlichter lösen das Problem nicht!!! Sie bieten den Streitenden lediglich die
Möglichkeit an, das sie den Konflikt selbst lösen. Die Streitenden sind verantwortlich
für den Inhalt, die Schlichter für den Ablauf!
Was ist, wenn der Streitschlichter krank ist?
Einen anderen suchen!
Was ist, wenn die Kinder nicht über das Problem reden wollen?
Dann gehen sie nicht zu den Streitschlichtern.
Wenn die Kinder nicht mehr zu stoppen sind, was dann?
Hilfe holen, wenn die Streitenden sich in die Haare geraten.
Wenn der Streitschlichter ein schlechter Mensch ist und falsche Lösungen
von sich gibt, was soll man tun, denn gewählt ist gewählt!?
Nochmals, der Streitschlichter gibt keine Lösung vor!!! Falls er unehrlich
ist und sich nicht an die Abmachungen und Regeln (Ehrlichkeit, Vertraulichkeit, Verschwiegenheit, keine Schlägereien.... also: Vorbildsein!) falls er sich nicht daran hält, wird er ausgeschlossen, darf nicht mehr schlichten!!!
Was ist wenn der Streitschlichter keine Lösung finden kann?
Nochmals: der Schlichter muss keine Lösung finden - die Streitenden. Der
Grund dafür ist: Der Streit gehört den Streitenden, also MUSS die Lösung
auch den Streitenden gehören und von ihnen kommen. Falls es keine Lösung
gibt, kann man einen neuen Termin beantragen, oder andere Schlichter fragen...
Was passiert wenn die Streitschlichter streiten ?
Das dürfen sie nicht! Sie müssen Vorbild sein!!!
Müssen die Streitschlichter eine extra Kleidung tragen ?
Nein.
Wie viele Streitschlichter müssen helfen ?
Es sind immer zwei Schlichter oder Schlichterinnen mit zwei Streitenden
zusammen. Vier Kinder also. Nicht mehr! Sonst wird die Aufgabe zu schwierig!
Wird man dann belästigt, wenn man sich in den Streit einmischt?
Man mischt sich nicht ein, sondern man wird gefragt, ob man den Streit
schlichten will!
Was, wenn man keine Lösung findet?
Neuer Termin, andere Schlichterinnen, Lehrer, oder mit keiner Lösung leben lernen!
Können die Lehrerinnen die Kinder zwingen, zu den Streitschlichtern zu gehen?
Nein, nie mit Zwang! Mediation ist grundsätzlich freiwillig!
Brauchen wir einen speziellen Raum für die Streitschlichter?
Wenn es von den Räumlichkeiten her möglich ist, so ist es günstig, einen
eigenen Raum einzurichten!
Wie lange soll das Gespräch zum Schlichten dauern?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es etwa 7 bis 20 Minuten dauert!
Wird sofort nach dem Streit geschlichtet oder erst am anderen Tag danach?
Es wird immer dann geschlichtet, wenn die Streitparteien dies wünschen und
sie auch Schlichterinnen finden.
Wer kontrolliert, ob das Protokoll eingehalten wird?
Niemand. Mediation funktioniert mit dem Vorschuss des Vertrauens.
Warum muss man allein in einem Raum mit den Streitenden sein?
Der Streit geht nur die Streitenden und die Schlichter etwas an. Es ist besser, den ganzen Konfliktlösprozess in Ruhe, also ohne Störung, durchführen zu können.
Was macht man mit dem Protokoll und warum ist es gut?
Das Protokoll ist für die Streitenden wichtig. Sie können dabei lernen, dass
eine Unterschrift zählt UND wichtig ist. Zudem dient das Protokoll den
Betreuungspersonen von den Peace-Force Kindern, um sich vorzubereiten!
Ab welchem Alter kann man Streitschlichter werden?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mit Kindern im Kindergartenalter
sehr gut geht - allerdings nicht mit Karten, sondern mit einem einfacheren
Verfahren...........also, ab 4 Jahren........
Was wird im Protokoll festgehalten?
Was der Streitgrund war und was die Lösung, wer die Streitparteien,
wer die Schlichtungsparteien.
Was passiert mit dem ausgefüllten Protokoll?
Das kommt in einen Ordner und wird für die Vorbereitung der Betreuungsstunden eingesehen......
Was passiert wenn die Streitschlichter nicht mehr schlichten wollen ?
Dann treten sie aus. Mediation ist auf allen Ebenen freiwillig, also auch
auf der Ebene der Personen, die diese Arbeit anbieten.
Wie sind sie auf den Namen Peace-Force" gekommen?
Das war eine Art eine Eingebung... es musste Friede vorkommen und auch
Kraft und Stärke ................ und plötzlich hatte ich diesen Namen im Kopf....